Schauspiel Workshop „United in peace and freedom“

Im Rahmen der Studienderen Tage des Schauspiel Frankfurt vom 8. bis 12. Mai 2017 habe ich an einem Workshop mit Martina Droste, der Leiterin des „Jungen Schauspiel“ zu dem Stück „United in peace and freedom“ teilgenommen. Da ich im zweiten Semester meines Masterstudiengangs bin, kann ich mit 52 Jahren nochmal einen Studentenausweis vorzeigen und mich für den workshop anmelden. Eine tolle Möglichkeit, das Schauspiel von einer anderen Seite, als nur als Zuschauerin kennenzulernen.

Ich bin aufgeregt, als ich mein Auto im Theaterparkhaus parke, aufgeregt, als ich den Weg rund ums Gebäude nehme und von den Scheinwerfern des HR geblendet werde (ein Fernsehbeitrag über das Schauspiel Frankfurt) und immer noch aufgeregt, als ich auf die anderen an der Schauspielpforte treffe.

Wir sind zu sechst, 5 Frauen und ein Mann. Die anderen um die zwanzig, ein wenig überrascht schauen sie schon, wer sich da zu ihnen gesellt, aber die Irritation währt nur kurz. Das ist ja das schöne im Kontext kultureller Bildung, dass man meist auf Menschen trifft, die dem „Fremden“ (und sei es nur ein deutlich höheres Alter) gegenüber offen sind.

Martina holt uns an der Pforte ab und führt uns in den Probenraum, wo auch die Schauspieler*innen des Jungen Schauspiel für ein neues Stück proben, bevor die Proben auf der großen Bühne beginnen. So ein Probenraum ist gewöhnungsbedürftig: Die Wände schwarz gestrichen, nur künstliches Licht, mittelprächtige Luft. Von Glamour keine Spur, es sieht eher nach intensiver Arbeit aus.

Martina (wir duzen uns von Anfang an) erklärt uns zunächst die Hintergründe ihrer Arbeit im jungen Schauspiel. Die Arbeit entwickelt sich mehr und mehr zu einer inklusiven Arbeit, sowohl mit Menschen mit Beeinträchtigungen, als auch mit Geflüchteten aus vielen verschiedenen Nationen.

Am liebsten ist es Martina: „…wenn es ein total bunter, gemischter Haufen ist“.

Die Mitglieder des „Jungen Schauspiel“ kommen für ein Projekt zusammen, es gibt zunächst Auswahlworkshops, dann verpflichten sich die Mitspieler*innen für die Dauer eines Projekts. Die Arbeit ist intensiv, während der 9-wöchigen Probenphase trifft man sich an drei Abenden pro Woche und dazu an den Wochendenden. Vor der Aufführung gibt es dann noch eine Probenwoche.

Mit uns macht sie einige der Übungen, die sie auch mit den Mitgliedern macht. Erst einmal sollen wir einfach durch den Raum gehen. Einfach gehen, was ist das?  Martina sagt, wir sollen nicht schauspielern, dass wir gehen, sondern gehen. Ja, damit kann ich etwas anfangen.

Mehr und mehr fühlen wir uns in unseren Körper hinein, nehmen wahr, unseren Körper von den Fußzehen bis zum Kopf, seine spezifische Art, sich fortzubewegen, seine Eigenheiten.

Als nächstes gehen wir mit einem Ziel, wir bewegen uns also mit einer Intention und nehmen auch hier wahr, was uns innerlich begegnet. Dann beginnen wir, auch die Menschen um uns herum in den Blick zu nehmen und aufeinander einzugehen, wir formen einen Kreis,  eine Linie, eine andere Linie, ein Dreieck. Alles wortlos, unsere Körper in Kommunikation miteinander, niemand wird gedrängt oder befehligt, wir entwickeln die Formen organisch. Dann lässt uns Martina in mehreren Tempi von 1 bis 6 gehen. Wir schließen ab mit einer Übung, in der eine Person sitzt, eine liegt und eine steht, die anderen gehen und das immer im Wechsel. Das Aushandeln erfolgt nonverbal, wir müssen uns aufmerksam wahrnehmen und aufeinander reagieren.

Ohne Worte, allein durch die Sprache unserer Körper.

Viel zu schnell sind die zwei Stunden vorbei, aber wie reich an Erfahrungen war diese kurze Zeit. Martina empfiehlt uns noch, in eine der beiden letzten Vorstellungen des Stückes zu gehen, dann gibt es auch schon eine Abschlussrunde. Wir haben uns intensiv kennengelernt in einer kurzen Zeitspanne. Was lernen die Jugendlichen erst alles in ihrer intensiven Probenzeit? Ich kann mir gut vorstellen, dass hier Erfahrungen gemacht werden können, die das Leben verändern.

Danke an Martina, danke an alle Teilnehmenden, dass ihr so viel von euch mit mir geteilt habt.

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