„Auguste wusste nie mehr als ich“

Abschied von den Eltern nach der autobiographischen Erzählung von Peter Weiss aus dem Jahr 1961 wird in den Kammerspielen des Schauspiel Frankfurt in einer Produktion der X-Räume Reihe „Spielraum“ gezeigt. Verkörpert wird das Alter ego des Schriftstellers in dem Ein-Personen-Stück von Peter Schröder.

Auguste ist das Kindermädchen im Leben von Peter Weiss und im Gegensatz zu seiner omnipotenten und präsenten Mutter auf Augenhöhe mit dem Kind Peter. Was ein „Fassadenkletterer“ ist, weiß sie ebenso wenig wie er. Bei ihr findet der kleine Peter ein wenig Geborgenheit, weil sie eben nicht immer alles besser weiß. Die Abrechnung mit seinen Eltern von der frühesten Kindheit bis zum jungen Erwachsenen – mit Schwerpunkt auf pubertären Peinlichkeiten –, der Auseinandersetzung mit dem engen, kleinbürgerlichen Milieu der Eltern und dem Weg zur Befreiung und Ich-Findung über die Kunst erstreckt sich über gut eineinhalb Stunden.

Aus dem Pressetext des Schauspiel Frankfurt:

Die autobiographische Erzählung handelt von dem Zauber und den Abgründen der Kindheit, den schmerzhaften Prozessen des Wachsens, der Suche nach einem eigenen Leben als künstlerische Persönlichkeit. Es ist das Protokoll einer Selbstbefreiung und zugleich eine kritische Betrachtung des konservativen Bürgertums Mitte des 20. Jahrhunderts, weshalb »Abschied von den Eltern« auch zu einem wichtigen Werk für die Jugendprotestbewegung von 1968 wurde. 

Das Setting: Ein Bühnenbild welches eher uninspiriert denn modern wirkt. Weder Bühnenbild, noch Kostüme, noch eine spannende Lichtregie unterstützen den Schauspieler in seinem einsamen Spiel.

Peter Schröder verspricht sich einige Male, was die Identifikation mit dem Protagonisten stets auf das Empfindlichste stört. Es ist ohnehin schwer, sich in den Text hineinzufinden, Lacher im Publikum an Stellen, die alles andere als lustig sind, lassen erkennen, wie sehr man eine Pause von diesem anstrengenden Monolog für den Schauspieler und für sich als Zuschauer*in wünscht.

Ein Kunstgriff gefällt mir dann doch, Peter Schröder hat den Originaltext dabei und liest einige Passsagen daraus vor. Das ergibt eine weitere Reflexionsebene, die dem Stück gut tut.

Starker Beifall am Schluss, der von meiner Seite aus weniger der Inszenierung als der Leistung des Schauspielers gilt.

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